Blechbearbeitung
Tiefziehen, Drücken & Runden
Neben dem Abkanten sind Tiefziehen, Drücken & Runden weitere spanlose Umformverfahren. Diese hoch produktiven Verfahren gehören ebenfalls zu den Kernkompetenzen der SwissFactory.Group.

Hydromechanisches Tiefziehen von Blechen (bis 900 t Presskraft)
Konventionelles Tiefziehen von Blechen
(63–230 t Presskraft)
Automaten-Metalldrücken
(Spitzenhöhe: ‑750; Spitzenweite: ‑1450 mm)
Manuelles Metalldrücken
(Spitzenhöhe: ‑500; Spitzenweite: ‑900 mm)
Runden
(L 1040 x D 100 bzw. max. Breite 1020 mm)
Tiefziehen
Tiefziehen ist das Zug-Druck-Umformen eines Blechzuschnittes in einen einseitig offenen Hohlkörper, oder eines vorgezogenen Hohlkörpers in einen solchen mit geringerem Querschnitt ohne gewollte Veränderung der Blechdicke. Die Teilegeometrie ist in vielen Fällen rotationssymmetrisch, kann aber auch eine nahezu x‑beliebige Form – mit Abstufungen – aufweisen.
In der Regel besteht ein Tiefziehwerkzeug aus drei Komponenten, Tiefziehstempel, Tiefziehmatrize und Niederhalter (auch Blechhalter genannt). Der Niederhalter hat die Aufgabe, die unerwünschte Faltenbildung aufgrund tangentialen Druckspannungen im Flansch zu vermeiden. Ein wichtiger Kennwert (Material bedingt), welcher das Ausmass einer Umformung beschreibt, ist das Tiefziehverhältnis ß, das definiert ist als der Quotient aus Ronden Durchmesser d0 und Innendurchmesser d1 des Napfes (Stempeldurchmesser) beim Erstzug. Für den Weiterzug wird das Tiefziehverhältnis aus der Abnahme des Innendurchmessers des Napfes bestimmt.
Als Einsatzgebiet für das Tiefziehen kommen sehr viele Bereiche in Frage. Ein Grund dafür ist, dass sich sehr viele Metalle mit diesem Verfahren umformen lassen, angefangen bei Aluminium, Messing, Kupfer, Stahlblech, rost- und säurebeständige Legierungen, aber auch hitzebeständige und diverse weitere Metalllegierungen.
Tiefziehteile findet man im Fahrzeugbau, Maschinenbau, Raumfahrttechnik, Solartechnologie, Haushalt, Energietechnik, Chemie und an vielen weiteren Orten.
Bild: Spaltrohr für Pumpenmotor
ca. 12 Umformschritte
Drücken
Allgemein
Neben dem Tiefziehen ist auch das Metalldrücken ein sehr ökonomisches Verfahren. Das Metalldrücken ist ein sehr altes Handwerk. Aus dünnem Blech wurden schon frühzeitig Gebrauchsgegenstände gefertigt. In den letzten Jahrzehnten wurde dank Verbesserung der Technik (Automation) daraus eine effiziente Fertigungsmethode. Besonders bei der Herstellung von rotationssymmetrischen Teile – kleiner und mittlerer Stückzahlen – ist das Metalldrücken anderen Verfahren überlegen. Beim Metalldrücken wird eine Blechronde zentrisch – mit dem Vorsetzer – gegen die Drückform gedrückt und in Drehbewegung versetzt. Die Drückrolle formt die rotierende Ronde Stufe um Stufe um, bis der Werkstoff an der Drückform anliegt. Gesteuert wird der Umformprozess mittels zwei Achsen. Bei perfekter Steuerung des Verfahrens bleibt die Wanddicke des Werkstoffes annähernd konstant. Da die Teile eine gute Form- und Massgenauigkeit aufweisen, braucht es in der Regel keine spanende Nachbearbeitung. Neben der Umformung von Ronden können auch bereits vorgeformte Bauteile wie z.B. tiefgezogene, durch Drücken weiter im Durchmesser reduziert werden. Die Umformung findet prozessbedingt sehr lokal statt, daher sind nur geringe Kräfte erforderlich, im Gegensatz zum Tiefziehen.
Nebst dem Automatendrücken ist das Handdrücken auch heute noch unentbehrlich für Prototypen / Musterteile und Kleinserien für die verschiedensten Bereiche, wie technische Produkte, Leuchten / Reflektoren, Haushaltsartikel, aber auch hochwertige Designprodukte.
Projizierstreckdrücken ist eine spezielle Form des Drückens, es ist ein präzises Verfahren, das mittels Projizier-Drückrolle die Moleküle eines Werkstoffs, auf einer Ebene in eine andere „projiziert“. Konische Werkstücke werden hergestellt, indem die Projizierrolle (Drückrolle) sich parallel zur Projizierform (Drückform) bewegt. Unter ihrem Druck verschiebt sich der Werkstoff (Ronde) axial, wobei die Wand Dünner wird (s0 mal sin α) und der noch nicht bearbeitete Teil der Ronde Senkrecht zur Achse steht. Die Oberfläche wird durch dieses Verfahren sehr hoch verdichtet und weist – projizierformseitig – auch eine sehr gute Oberflächenqualität auf.
Grafik: Projizierstreckdrücken
Hydromechanisches Tiefziehen
Dieffenbacher
Beim hydromechanischen Tiefziehen mit unserer Dieffenbacher lassen sich höhere Ziehverhältnisse als bei den klassischen Ziehverfahren realisieren.
- komplexe Geometrien
- aufgeweitete Rohre
- Verschneidungen in der Formgebung
- Teile mit hoher Oberflächenqualität
- Teile aus Multilayerblechen
- Prototypenfertigung
- Klein- und Mittelserienfertigung
Zu Hydromechanisches Tiefziehen
Als einer der führenden Anbieter des Hydroformens in Europa und der Schweiz, verfügt unsere Partnerfirma Egro Industrial Systems AG über eine 900 Tonnen Presse mit 1’000 bar Hydromec-Druck. Mit dieser Presse kann das Leistungsangebot bis zu einer Teilegrösse von 1’400 mm x 1’600 mm abgedeckt werden. Konische und parabolische Ziehteile werden mit diesem Verfahren in einem Zug hergestellt.
Verfahren
Bei der Herstellung von anspruchsvollen Tiefziehteilen mit grösseren Ziehverhältnissen, komplexerer Form oder erhöhtem Anspruch an die Oberflächenqualität, ist es oft von Vorteil, anstelle des konventionellen Tiefziehens in – mehreren – Stufen, das hydromechanische Tiefziehverfahren in – einer – Stufe anzuwenden.
Das Prinzip des hydromechanischen Tiefziehens beruht auf dem hohen hydraulischen Druck im Ziehbereich (siehe Grafik Schritt 1 – 3). Die umzuformende Blechplatine (Zuschnitt) wird von Anfang an mit einem entsprechenden, regulierbaren Druck im Wasserkasten, an den eintauchenden Ziehstempel gepresst und erhält dabei die genaue Form des Stempels. Dieser hydraulische Druck, welcher auch direkt auf die Seitenwand des Ziehteils wirkt, verursacht dort eine zusätzliche Druckspannung. Mit Hilfe dieser zusätzlichen Druckspannung wird in der Ziehrichtung der Vorgang erleichtert. Konkret bedeutet dies, dass das Ziehverhältnis ohne Schwierigkeiten um bis zu 40% (je nach Material) erhöht werden kann. Die Grenzen bei diesem Verfahren liegen in den Dichtungsmöglichkeiten zwischen der Blechplatine und dem Ziehring.
Als Kunde können Sie damit von höheren Kapazitäten, höherer mechanischer Flexibilität sowie ökonomisch effizienteren Lösungen profitieren.
Grafik: Prinzip hydromechanisches Tiefziehen in drei Schritten
Vorteile des hydromechanischen Tiefziehen
- Höheres Grenzziehverhältnis, das erreichbare Ziehverhältnis ist wesentlich günstiger (bis 40%).
- Konische und parabolische Ziehteile werden in einem Zug hergestellt. Beim klassischen Ziehverfahren kann es – je nach Geometrie – 5 bis 6 Ziehoperationen und 1 bis 2 Glühoperationen erfordern.
- Tiefere Werkzeugkosten dank dem direkteren Weg zur fertigen Teile Geometrie.
- Im selben Werkzeug können unterschiedliche Materialien und verschiedene Blechdicken verarbeitet werden.
- Bessere Oberflächenqualität durch die Verminderung der Reibung im Bereich des Matrizeneinlaufradius (Blechplatine wird über einen „Wasserwulst“ gezogen).
- Geringere Blechdickenreduktion im Bodenradius und die Möglichkeit von kleineren Bodenradien.
- Weniger Eigenspannungen im Bauteil.
Bild: Haube Wechselrichter
Solaranlageprinzip des hydromechanischen Tiefziehens mit Wirkmedium in drei Schritten.
